Ein Spiel wie eine Achterbahnfahrt – oder wie ein Spiegelbild des bisherigen Saisonverlaufs.
Die Bayern legten am Samstag recht souverän los und wurden durch eine Bogenlampe von Schraps über den Torwart hinweg aus einem Gewühl in zentraler Position vor dem Sechzehnmeterraum heraus auch führzeitig mit der Führung belohnt (6. min). Das vermittelte Sicherheit und führte auch zu einem überlegen geführten Spiel – so in etwa bis zur Mitte der ersten Spielhälfte. Ohne erkennbaren Grund wandelte sich ab diesem Zeitpunkt das Spielgeschehen, die Gäste erlangten Schritt für Schritt mehr Spielanteile und schnürten letztlich die Bayern in deren eigenen Hälfte regelrecht ein. Selbst kontrollierte Entlastungsangriffe waren in dieser Phase nicht mehr zu verbuchen. So war es kein wirklich großes Wunder, dass zwei Minuten vor der Pause Boynügrioglu mit einem für Guyon unhaltbaren Schlenzer vom rechten Strafraumeck genau in den linken oberen Winkel des Bayerntores den Ausgleich herstellte, mit dem es dann auch in die Kabinen ging.
Ähnlich wie in Halbzeit eins legten die Bayern auch nach der Pause engagiert los und gingen mit einen Fernschuss durch Freund und Feind hindurch von Knoll, der direkt zuvor schon in aussichtsreicher Position mit einem Freistoß gescheitert war, bereits in der 50. Minute wieder in Führung. Danach verflachte das Spiel beiderseits etwas, was sicher auch den hochsommerlichen Temperaturen auf der Au geschuldet war. Man hätte sich mit der Führung ganz gut einrichten können, wenn diese halt nicht nur ein Tor ausgemacht hätte. Und ohne großen Druck zu entwickeln, brachten die Seligenportner irgendwann den Ball in den Hofer Strafraum, Ex-Bayernspieler Knorr überlupfte den vielleicht ohne zwingenden Grund aus seinem Tor hinauseilenden Guyon und die Führung war dahin (71. min). Wohl keiner der knapp 500 Zuschauer hätte in diesem Moment erwartet, welches Spektakel die letzten 20 Minuten noch bereithalten sollten. Hauptakteur auf Bayernseite war insoweit einmal mehr Tomáš Petráček, der zunächst Drewanz mustergültig freispielte, ihm die Möglichkeit zum 3:2 eröffnete (81. min) und anschließend selbst auf 4:2 stellte (87. min). Damit war das Spiel aber längst noch nicht beendet. Eine etwas kuriose Szene brachte in der 90. min die Seligenportner unverhofft ins Spiel zurück, als Guyon einen hoch durch den Strafraum trudelnden Ball abfangen wollte, bei der Landung unglücklich auf dem Fuß eines Gästestürmers landete und der Schiedsrichter deshalb auf den Elfmeterpunkt zeigte. Erneut Knorr ließ sich die Chance zum 4:3 nicht entgehen. Sorgen des Hofer Publikums wegen der mitunter nicht ganz sattelfest wirkenden Abwehr beendeten im Verein Petráček und final Feulner (90. min +1), die postwendend einen Hofer Konter zum spielentscheidenden 5:3 veredelten.
Insgesamt lässt sich sicher von einem verdienten Sieg der Bayern sprechen, den muss man gegen den Tabellenletzten aber ehrlich gesagt auch erwarten dürfen. Ebenso problematisch wie typisch bei einer jungen Mannschaft erscheint das stetige Auf und Ab, das sich durch die bisherige Saison ebenso zieht, wie durch das Spiel von diesem Wochenende. Mitunter ist es für den Gegner schlicht zu einfach, zu einem Torerfolg zu kommen. Erfreulich dagegen sind immer wieder die Darbietungen in der Offensive, wo überfallartige Angriffe, die technisch und spielerisch mehr als ansehnlich vorgetragen werden, zu Torerfolgen führen. Besonders in den Vordergrund tritt dabei immer wieder Tomáš Petráček, der in der Lage ist, den Ball erst einmal festzumachen, die Mitspieler nachrücken zu lassen, und mit ebenso einfachen wie präzisen Pässen seinen Kollegen den Ball zum erfolgreichen Torabschluss auflegt. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch die Abwehr zunehmend an Stabilität gewinnt, damit man nicht immer fünf Tore benötigt, um ein ordentliches Spiel auch tatsächlich siegreich zum Abschluss zu bringen. – us
SpVgg Bayern Hof: Guyon – Ismail, Schmidt, Schraps, Knoll, Durkan (46. Drewanz), Seifert (59. Frey), Krantz, Feulner, Kyndl (56. Bifano), Petracek (90.+3 Mittereder).
SV Seligenporten: Schötterl – Opcin, Stobel (78. Dougalis), Misic (88. Kettlitz), Knorr, Boynuegrioglu, Vidovic, Kussmann, Bajic, Rukiqi, Luft (72. Nyary).
Schiedsrichter: Frank. – Zuschauer: 483
Tore: 6. Min. Schraps 1:0, 43. Min. Boynuegrioglu 1:1, 49. Min. Knoll 2:1, 71. Min. Knorr 2:2, 81. Min. Drewanz 3:2, 86. Min. Petracek 4:2, 89. Min. Knorr 4:3 (Foulelfmeter), 90.+1 Feulner 5:3.
Bilder fupa, Schraps‘ Bogenlampe schlägt zum 1:0 hinter dem Seligenportner Keeper ein, Durkan scheitert knapp bei der Möglichkeit zum 2:0