Ein Punktgewinn?
Ein recht eigenartiges Spiel lieferten die Hofer Bayern und die Würzburger vom dortigen FV am heutigen Nachmittag auf der Grünen Au ab. Allein die beiden Halbzeiten verliefen völlig unterschiedlich. Die Hofer begannen mit Fünferkette in der Abwehr, davor zwei Defensiven im Mittelfeld und drei Offensiven, wobei Sergeii Zahynailov sein Debüt als zentraler Stürmer geben durfte. Auf ungewohnter Position kam Fabian Krantz zum Einsatz, nämlich auf der rechten Offensivseite. Ein Schachzug, der sich aber bereits in Minute drei lohnte, indem er freigespielt mit einem langen Pass vor Keeper Koob auftauchte, den Ball sich nochmals von einem auf den anderen Fuß legte und schließlich aus zwölf Metern vollstreckte. Auch sonst stellte Krantz einen ständigen Unruheherd in der Würzburger Abwehr dar und riss mit einer Vielzahl von Sprints immer wieder Lücken für seine Mitspieler. Jedenfalls ein Auftakt nach Maß für die Bayern, die am heutigen Samstag unbedingt erstmals in dieser Saison dreifach punkten wollten. Nach der Führung übernahmen allerdings die Gäste das Kommando und hatten im ersten Abschnitt einen gefühlten Anteil von 70 % des Ballbesitzes. Sie griffen die Bayern in Spielaufbau mit vier, fünf Mann frühzeitig an, so dass sich die Hofer oft nur durch lange Bälle befreien konnten. Das Erstaunliche an diesem Spielverlauf war allerdings, dass die weitaus besseren Torchancen sich die Hofer erarbeiten konnten, Frey in der 19. min, Krantz und im Anschluss Zahynailov in der 22. min hätten für eine Ausweitung der Führung sorgen können. Stattdessen gelang Henschke in der 25. min mit dem einzigen ernstzunehmenden Torschuss der Gäste in Halbzeit 1 nach einer Flanke an den zweiten Pfosten und einem Gestochere im Strafraum der Ausgleich. Die Spielanteile blieben unverändert, die Chancenverteilung auch, in der 34. min wurde Krantz vor dem entscheidenden Torschuss noch abgedrängt, in Minute 37 landete ein Kopfball von Feulner nach Ecke krachend am Tordreieck, der anschließende Seitfallzieher von Zahynailov, der den Ball im Tor versenkte, fand wegen Abseits keine Anerkennung. Wieder Feulner bereitete sodann gegen Ende der ersten Hälfte über rechts mit einem flachen Pass in den Rücken der Abwehr die nächste Chance für Frey vor, dessen Schuss jedoch zur Ecke abgeblockt wurde. So ging es mit einem Unentschieden in die Pause. Wie die Bayern mit ihren langen Bällen und schnörkellosem Spiel in dieser Phase aus der Defensive heraus zu Torchancen kamen, war durchaus bemerkenswert.
Die zweite Halbzeit sah eine wesentlich defensiver orientierte Gästemannschaft, die Hofer hatten dadurch mehr Spielanteile, konnten diese jedoch weniger in Chancen umsetzen als im ersten Durchgang. So dauerte es bis zur 56. min ehe Schmidt nach einer Ecke mit einem Volleyschuss über das Tor wieder Gefahr für die Würzburger heraufbeschwören konnte. Unruhe verursachte auch nochmals Krantz in der 66. min im Würzburger Strafraum, letztlich wurde der Ball allerdings doch geklärt. Direkt im Anschluss ging ein Aufschrei durch die Au, hatten doch fast alle Zuschauer ein Handspiel im Strafraum der Gäste gesehen – einer jedoch nicht, der Schiedsrichter erkannte kein zu ahndendes Vergehen. Frey versuchte sich in Minute 72 nochmals mit einem Fernschuss über das Tor, ehe die Würzburger mal wieder einen Angriff starteten. Dieser war eigentlich schon abgefangen, ehe Krantz, der inzwischen nach der Einwechslung von Sieber (69. min) von vorne rechts auf hinten links gewechselt war, den Ball doch noch an der Grundlinie auf Strafraumhöhe verlor, den Pass in den Rücken der Abwehr setzte Ceraj an den linken Innenpfosten, von wo er ins Netz sprang. Nur neun reguläre Minuten verblieben den Bayern, um wenigstens eine Niederlage zu vermeiden. Zu geordneten Chancen kamen die Hofer kaum noch, was auch den in der Schlussphase üblichen Spielunterbrechungen durch Auswechslungen und Verletzungen im Würzburger Team geschuldet war. So blieb halt der eine letzte lange Ball, der irgendwie noch einmal vor dem Würzburger Strafraum landete, der aufgerückte Innenverteidiger Johannes Hamann nahm sich aus 18 Metern ein Herz und jagte den Ball volley Richtung Gästetor, wo er vom linken an den rechten Innenpfosten sprang und anschließend tatsächlich seinen Weg über die Linie fand. Der Schiedsrichter, der ordentlich leitete, aber zuvor nicht gerade durch eine besondere Zuneigung zu den Gastgebern aufgefallen war, hatte dies ermöglicht, indem er eine lange Behandlungspause wegen einer Kopfverletzung von Ferdinand Seifert zum Anlass nahm, über 5 Minuten nachspielen zu lassen. Danach war Schluss, die Würzburger über den Verlust von zwei Punkten und die lange Nachspielzeit entsprechend aufgebracht.
Es wäre schon bitter gewesen, wenn dieses Übermaß an Chancen tatsächlich mit einer Niederlage geendet hätte. Das Unentschieden ist sicher hochverdient, eigentlich wäre sogar mehr drin gewesen. Die Abwehr stand weitestgehend gut, die ordnende Hand von Vadym Zhuk erwies sich als überaus hilfreich. Die individuellen Fehler, die schon letztes Jahr eine Menge Punkte kosteten, müssen halt endlich abgestellt werden. Sergeii Zahynailov fehlte die Bindung zu seinen Mitspielern, es wird noch etwas dauern, bis er im Sturm die erhoffte Hilfe darstellen kann. Bester Hofer an diesem Tag war nach Auffassung des Verfassers Maximilian Weiß, der jederzeit anspielbar war und nicht nur jede Menge Lücken stopfte, sondern auch im Spielaufbau Stärken bewies, über seine Auswechslung kurz vor Schluss zeigte er sich entsprechend ungehalten. – us
Bild (Mario Wiedel, fupa): Johannes Hamann und sein Schuss ins Glück